Schlüsselloses Anlassen wird in Seminaren gelehrt! Lasst Euch nicht verarschen!!!!!

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Laut läutet die Glocke der „Kirche zur Barmherzigkeit Gottes“ in Ozarow Mazowiecki (Polen). Doch sie kommt kaum an gegen die dröhnende Lautsprecherstimme in den langen Fluren des Hotels Mazurkas nebenan. In holprigem Englisch bittet ein Mann zum Seminar im Konferenzraum Demeter. Schnell füllt sich das Zimmer mit jungen Männern, einige tragen zu T-Shirt und Turnschuhen Jeans, andere bevorzugen dazu Jogginghosen. Die Dolmetscherin ist die einzige Frau im Raum, sie übersetzt Englisch ins Russische und Polnische.

Moderne Türschlösser sind für Profis ein Kinderspiel

Mit dem richtigen Werkzeug kein Problem: Ein modernes Türschloss ist in zwei Minuten gknackt.

Fernando Romero steht am Türschloss eines aktuellen BMW 7er. Der gebürtige Kolumbianer ist in London aufgewachsen, sein in Edinburgh (Schottland) ansässiger Arbeitgeber Keyprint handelt mit Aufsperrwerkzeugen. Die Kunden? „In erster Linie Werkstätten“, beteuert Romero. Im Knopfloch seines blauen Polohemds trägt er eine goldene, sternförmige Nadel der Lockmaster-Vereinigung. Sie weist ihn als seriöses Mitglied der Branche aus. Romero lächelt und schiebt ein schmales Werkzeug in das Türschloss des Wagens. Das Gerät gleicht einer Zange. Mit der einen Hälfte, dem Haken, drückt er gegen die Stifte im Zylinder. Die andere Hälfte dient dazu, nach und nach Spannung aufzubauen. So kann der 51-Jährige besser ertasten, welche Stifte gedrückt werden müssen. „Spannung ist der Schlüssel zum Erfolg“, lässt er seine Zuhörer wissen. „Stift Nummer sieben ist hart, den muss ich picken“, sagt er in die gespannte Stille des Auditoriums. Nach etwas mehr als zwei Minuten zucken die Blinker der 7er-Limousine, die Türen sind geöffnet.

Schlüsselloses Anlassen wird in Seminaren gelehrt

Hat jemand was zu verbergen? Redakteur Maintz inmitten interessierter Seminarteilnehmer.

Manche Männer staunen, die meisten blicken gelangweilt. „Was mache ich bei Frost“, will einer wissen. „Benutzen Sie eine Auftauflüssigkeit“, antwortet der Experte. Dann ist die Schulstunde aus, von elf bis zwölf Uhr erklärt ein anderer Sperrtechnik-Spezialist den zweiten Schritt: wie man einen BMW 7er ohne Schlüssel anlässt. Fernando Romero geht zurück an seinen Messestand im Ballsaal des Hotels. Natürlich weiß er nicht, ob ihm in seinem Workshop eben ausschließlich seriöse Schlüsseldienstbetreiber aus Polen, Weißrussland oder Russland zugehört haben. „Wenn jemand komische Fragen stellt, frage ich ihn: Was machst du hier und schmeiße ihn schlimmstenfalls raus, wenn ich glaube, dass er böse Absichten verfolgt“, versichert der Brite. Im Vereinigten Königreich müsse sich jeder als Berechtigter ausweisen, der einen Schlüsseldienst bestellt hat. Auch am Stand der libanesischen Firma „Simon Touch“ herrscht Vorsicht – und Diskretion. Eigentlich sollen hier zwei kleine Koffer zu besichtigen sein, mit deren Hilfe sich Autos öffnen und stehlen lassen.

Doch die Technik ist angeblich noch nicht reif genug, um auf der „Interkey Service 2014“ vorgestellt werden zu können, behauptet eine Angestellte. Vorgesehen sei der Koffertrick sowieso nur für Behörden. Also etwa Geheimdienste oder verdeckte Ermittler, die ein Auto unbemerkt öffnen wollen, um darin zum Beispiel Abhörwanzen einzubauen.

Keyless-Go-Systeme sind ein echter Unsicherheitsfaktor

Hier lernt der Schlüssel: Die richtige Software macht aus einem Rohlinge einen passenden Türöffner.

Das Koffersystem nutzt eine Schwachstelle von Keyless-Go-Systemen aus. Diese ermöglichen es, die Autotür zu öffnen sowie den Motor zu starten, ohne dabei den Autoschlüssel aus der Tasche nehmen zu müssen. Damit das Auto diesen erkennt, sendet der Keyless-Go-Schlüssel permanent ein Signal. Dieses fängt der erste Koffer ab und schickt es an einen Komplizen, der maximal 400 Meter entfernt stehen darf. Er hat ebenfalls einen Koffer mit Empfänger und Sender in der Hand, der das verlängerte Öffnungssignal aufnimmt und ans Auto weiterleitet. Das hält den Koffer für den Schlüssel, die Tür geht auf, der Motor an. Schade, dass AUTO BILD das System nicht vor Ort testen kann – obwohl die Website von „Simon Touch“ verspricht, dass die Technik „jederzeit an verschiedenen Fahrzeugen vorgeführt werden kann“. Ein paar Meter weiter verschenkt eine tschechische Firma neben Kugelschreibern Becherovka-Schnaps aus Plastikbechern, an einem polnischen Stand kreist eine andere Pulle Hochprozentiges.

Autodiebe machen sich die Onboard-Diagnose zunutze

Dieses System dockt am OBD-Stecker an, legt die Wegfahrsperre lahm und lernt den Schlüssel an.

Ein weiterer Aussteller mit beachtlicher Alkoholfahne stellt zumindest in Aussicht, dass sein Bruder es einmal versuchen könne, unseren Wagen ganz ohne Schlüssel zu starten. Allerdings lade der Bruder gerade auf dem Hotelzimmer Öffnungs-Software runter. Ein zweiter Versuch am Nachmittag scheitert. Das Handwerkszeug der Diebe wird direkt auf der Messe an den Mann gebracht. Hinter Glasvitrinen funkeln die Autoschlüssel aktueller Modelle, außerdem sogenannte OBD-Tools. Diese lassen sich im Auto an Stecker anschließen, die Werkstätten normalerweise für ihre Diagnosegeräte nutzen. Die Kästen im Format einer Zigarettenschachtel können zwei Dinge: Sie schalten die Wegfahrsperre aus und lernen den mitgebrachten Schlüsselrohling an. Nur zeigen will uns das niemand. „Ihr Auto ist noch zu neu“, sagt einer, „wir machen so was nicht für die Presse“, ein anderer. Ein einfaches Starterkit für Diebe kann sich jeder vor Ort zusammenkaufen. Bestehend aus Tür-Picker, OBD-Tool und neuem Schlüssel kostet es ab 700 Euro. Wer schneller zum Ziel kommen will, muss das Doppelte auf den Tisch legen. Mindestens.

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